Rufe der Breitflügelfledermaus
06.01.2014Die Breitflügelfledermaus Eptesicus serotinus gilt als Art, die mit dem Detektor recht leicht anzusprechen ist. Bei der Auswertung von Aufnahmen finde ich jedoch, ist diese Art nicht immer leicht von den beiden Abendseglern, der Zweifarbfledermaus oder der Nordfledermaus zu unterscheiden.
Typische Ortungsrufe
Die typischen Ortungsrufe der Breitflügelfledermaus sind fm-qcf Rufe mit einem gleichmässig gebogenem Rufverlauf und einer Länge von acht bis 10 Millisekunden. Die Rufe enden um 25 kHz und haben eine Hauptfrequenz von 25 bis 26 kHz.
Besonders typisch ist eine hohe Rufrate und ein sehr gleichmässiger Rhythmus mit einzelnen Auslassungen. So ist eine Abgrenzung zu den beiden Abendsegler-Arten und zur Zweifarbfledermaus meist gut möglich.
Variablität und Überlappung mit anderen Arten
In manchen Situationen nutzen andere Arten (batIdent: Gruppe Nyctaloid) sehr ähnliche Rufe und sind nur schwer zu unterscheiden von der Breitflügelfledermaus. Aber auch die Breitflügelfledermaus kann wie alle Fledermäuse ihre Ortung an die gerade vorliegende Aufgabe anpassen. Das führt dazu, dass eine schnelle und sichere Bestimmung nicht mehr zwingend möglich ist. Ich will ein paar der mir bekannten anderen Ortungsmodi vorstellen, aber vermutlich gibt es noch zahlreiche weitere Rufe, die ich auch noch nicht kenne.
Final-buzz Rufe
Einfache Anpassungen, die man gut in einer Aufnahme erkennt, sind zum Beispiel die final-buzz Rufe vor dem Beutefang. Die Rufe werden deutlich kürzer und der Abstand kleiner. Da solche Rufe in der Regel nicht für sich aufgezeichnet werden, sondern im Kontext mit normalen Ortungsrufen, ist eine Bestimmung weiterhin leicht möglich. Liegen nur diese kurzen Rufe vor, ist eine Identifizierung schwierig.
Ortung nahe an Strukturen
Fliegt die Breitflügelfledermaus nahe an Strukturen, also z.B. entlang einer Baumreihe, dann nutzt sie häufig kürzere Rufe mit höherer Frequenz.
Die folgende Abbildung zeigt nochmals einen der Rufe aus der obigen Aufnahme im Detail. Die Rufe sind kurz (< 5ms) und enden bei ca. 30 kHz mit einer Hauptfrequenz von 30 bis 35 kHz. Diese Rufe sind mit Rufen der Nordfledermaus leicht zu verwechseln. Aber auch der Große Abendsegler kann im Wald solche Rufe nutzen (selten).
Strukturgebunden, normaler Ortungsmodus
Fliegt die Breitflügelfledermaus gebunden an Strukturen, aber nicht direkt an selbigen, nutzt sie in der Regel ihre normalen Ortungsrufe. Das ist die typische Jagd oder der Flug über Weiden, Parks oder locker gebunden an Baumreihen.
Die folgende Abbildung zeigt nochmals einen der Rufe aus der obigen Aufnahme im Detail. Rufintervalle von 120 bis 150ms sind bei solch ca. 9 bis 12ms langen Ruf typisch. Einzelne Rufe werden in der sonst sehr gleichmässigen Rufreihe ausgelassen.
Ortung im freien Luftraum
Durch die Möglichkeiten der Dauerüberwachung werden heute auch viele Daten an WEA-Gondeln oder an Windmessmasten erhoben. Hier können Fledermäuse im freien Luftraum aufgezeichnet werden, wie das bodengestützt bisher kaum möglich war. Durch die besondere Flugsituation kann es sein, dass Tiere dann auch anders orten. So kann dies z.B. auch bei der Breitflügelfledermaus festgestellt werden, die dann lange, tieffrequente qcf-Rufe verwenden kann.
Im Folgenden ein solcher Ruf im Detail. Deutlich niedriger und länger als normale Ortungsrufe kann dieser Ruf auch mit einem Ruf des Kleinabendseglers verwechselt werden. Insgesamt wird man solche Rufe nur selten aufzeichnen, aber mit zunehmender Dauererfassung im offenen Flugraum wird man sie immer wieder finden.
Zur Unterscheidung von anderen Arten kann hier auf die Rufrate bzw. den Rhythmus geachtet werden. Die Breitflügelfledermaus behält eine recht hohe Rufrate (IPI zw. 150 und 200ms) und einen gleichmässigen Rhythmus bei und lässt sich daran recht gut erkennen. Abendsegler weisen in der Regel keine so hohe Rufrate und Regelmässigkeit auf, die Zweifarbfledermaus ist bei ähnlicher Rufrate unregelmässiger im Rhythmus.
Fazit
Der Artikel soll nicht dazu dienen, jetzt jede unsichere Aufnahme der Breitflügelfledermaus ab sofort ganz korrekt bestimmen zu können. Was ich mit diesem kurzen Überblick zeigen will, ist einzig die Variabilität, die diese Art bietet. Vielleicht regt es zum Nachdenken an, wenn scheinbare einfache Arten bestimmt werden müssen. Eine Übersicht dieser Arten habe ich in einem anderen Artikel zusammengestellt. Vielleicht hilft es auch das eine oder andere Mal bei der Nachbestimmung. Und natürlich werde ich diesen Artikel erweitern, sollte ich noch andere, tolle Aufnahmen bekommen.