Europäische Fledermausrufe - Aufzeichnen und Bestimmen

Akustische Erfassung am Schwarmquartier

Auch wenn die automatische, akustische Erfassung an Schwarmquartieren per se wohl kaum sinnvolle Ergebnisse liefern wird, kann an dennoch das eine oder andere an Information gewinnen. Man muss sich nur bewusst sein, dass man weder die Aktivität gut abschätzen kann, noch sicher alle Arten ermitteln wird. Vor allem wird die automatische Rufbestimmung ins Trudeln kommen. Am Beispiel einer Erfassung an einem Schwarmquartier will ich ein paar Möglichkeiten der Auswertung und die Grenzen zeigen.

Aufbau und Standortbeschreibung

Der Aufnahmestandort befand sich in einem kleinen Waldstück mit einem großen Schwarmquartier. Der batcorder war an einem Ast in ca. 2,5 Metern Höhe frei am Rand einer Verjüngung aufgehängt. Der Abstand zum eigentlichen Quartier betrug ca. 20 Meter. Der batcorder wurde mit Standardeinstellungen betrieben. Ziel war es, nicht zu viele Aufnahmen zu erhalten, sondern einen sinnvollen Querschnitt. Es war ein lauer Herbstabend in der zweiten Septemberhälfte, im Schein der Stirnlampe wurden durchgehend Fledermäuse gesichtet. Beim gleichzeitigen Fang wurde das Artenspektrum ermittelt. Der batcorder lief von kurz nach 22 Uhr bis kurz vor 3 Uhr.

Aktivitätsverteilung

Die gesamte Erfassungszeit über waren Fledermauslaute zu verzeichnen. in der Stunde nach Mitternacht zeigte sich ein leichtes Maximum. Die Grafik zeigt die Anzahl Aufnahmen je 15 Minuten über den Erfassungszeitraum.Insgesamt wurden 879 Aufnahmen mit Fledermausrufen verzeichnet.

Aktivitätsverteilung am Schwarmquartier

Arten

Durch Fang in der selben Nacht war das Artenspktrum des Abends bekannt. Das Schwarmquartier wird darüber hinaus regelmässig untersucht, so dass es einen guten Überblick der auftretenden Arten gibt. An solchen Standorten ist auf Grund von Sozialrufen und vielen gleichzeitig rufenden Tieren die automatische Artanalyse in der Regel nicht so erfolgreich, wie an anderen Standorten. Die ca. 900 Aufnahmen von diesem Standort wurden für eine Auswertung dennoch automatisch analysiert, danach wurden ca. 2/3 der Aufnahmen manuelle nachgeprüft. Die folgende Grafik zeigt die Ergebnisse nach Kontrolle (KORRIG) und vor der Kontrolle (UNKORRIG) an. Die Grafik stammt aus bcAdmin 3, hier kann eine Artliste mit Wertung der Sicherheit erzeugt werden (grünes Ausrufezeichen = sicher, hellgrünes Ausrufezeichen = vmtl. sicher, rotes Ausrufezeichen = unsicher). Vor der Korrektur waren 11 Arten gefunden worden. Mit Ausnahme von einer Ptief-Sequenz handelt es sich um Myotis-Arten. Nach der Kontrolle war die Ptief eliminiert ebenso wie die eine oder andere Myotis-Art. Neu dabei war die Gattung Plecotus, die nicht durch Fang belegt wurde, aber sicher in zwei Aufnahmen gefunden wurde.

Artverteilung korrigiert und unkorrigiert

Arten, die im Gebiet noch nie nachgewiesen wurden, sind die Nymphenfledermaus (Malc) und die Wimperfledermaus (Mema). Erste hatte in der unkorrigierten Fassung der Liste ein rotes Ausrufezeichen. Die Wimpernfledermaus dagegen war als recht sicher gemeldet. Das Problem hier an diesem Standort waren Verwechselungen der Bechsteinfledermaus mit Myotis emarginatus. Die Teichfledermaus (Mdas) kommt an diesem Standort theoretisch vor, wurde aber an diesem Abend nicht gefangen. Eine Sichtung zahlreicher Aufnahmen legt nahe, dass es sich um ähnliche Rufe der Wasserfledermaus handelt. Bartfledermäuse wurden ebenso nicht gefangen, sind aber theoretisch am Standort möglich. Die Sichtung zahlreicher Aufnahmen zeigte, dass wohl wirklich Bartfledermäuse dort herumflogen. Das Große Mausohr (Mmyo) wure ebenso nicht gefangen, aber durch Rufaufnahmen eindeutig bestimmt.

Generell war ich von dem Ergebnis sehr überrascht, die Bestimmungen waren brauchbarer, als ich befürchtet habe. Dennoch würde ich weiterhin automatische Verfahren an Schwärmquartieren nur bedingt einsetzen. Die Aufnahmen klappen super, aber wenn man danach 900 oder mehr Aufnahmen manuell prüfen muss, macht das wenig Sinn. Dennoch, es kann recht gut klappen, wie an diesem Beispiel zu sehen ist.

Korrigiertes Artenspektrum am Standort

Sozialrufe

Die Aufnahmeaktion hatte auch zum Ziel Sozialrufe aufzuzeichnen. Leider war dies nicht so erfolgreich, wie gehofft. Vor allem wurde das Tickern der Fransenfledermäuse aufgezeichnet. Dazu kamen die eine oder andere schöne Aufnahme, aber unterm Strich weniger als gedacht. Aber das ist ja vielleicht auch ein interessantes Ergebnis.

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