Europäische Fledermausrufe - Aufzeichnen und Bestimmen

Begrifflichkeiten in der Rufanalyse

Es beschäftigen sich heute mehr und mehr Anwender mit der digitalen Aufzeichnung und Auswertung von Fledermaus-Rufen. Dabei ist es sehr hilfreich, wenn man sich eindeutig und korrekt ausrückt. Nur so können Missverständnisse vermieden werden. Hier ein paar erste Gedanken und Definitionen. Dieser Artikel wird wohl immer mal wieder Updates erfahren.

Ortungsrufe

Ortungsrufe sind einzelne Laute, die die Fledermaus zur Orientierung ausstößt. Die Rufe lassen sich entsprechend ihrer Form bzw. ihres Verlaufs in vier wichtige Typen einteilen. Die Rufform wird beschrieben entsprechend des Verlaufs und der Änderung der Frequenzen im Zeitverlauf. Frequenzmoduliert bzw. fm sind Rufe mit abfallender oder aufsteigender Frequenz (z.B. Myotis-Rufe). Rufe mit gleichbleibender Frequenz werden als konstantfrequente oder cf Rufe bezeichnet. Unterschieden hiervon werden die quasi-konstantfrequenten oder qcf-Rufe, die im Verlauf des Rufs leicht ihre Frequenz ändern (i.d.R. weniger als 1 kHz). Eine weitere Form stellen fm-qcf bzw. qcf-fm-Rufe dar, also frequenzmodulierte Rufe mit quasi konstanfrequentem Anteil am Anfang oder Ende (z.B. typische Zwergfledermausrufe).

Typen von Ortungsrufen

Rufparameter

Ein Ruf hat eine Rufdauer gemessen von Rufbeginn bis Rufende. Die Frequenz zu Beginn des Rufes ist die Startfrequenz, am Ende des Rufs wird die Endfrequenz gemessen. Die höchste bzw. niedrigste Frequenz muss nicht zwingend gleich der Start- oder Endfrequenz sein (z.B. bei Hufeisennasen). Die Bandbreite gibt an, welchen Frequenzbereich der Ruf beansprucht.

Das Rufintervall ist die Zeit gemessen von Beginn eines Rufs bis zu Beginn des nächsten Rufs. Der Rufabstand entspricht dem Intervall abzüglich der Länge des ersten Rufs. Intervall und Abstand unterscheiden sich in der Regel kaum, da die Ruflängen deutlich kürzer sind als die Ruf-Abstände.

Wichtige Parameter von Rufen

Weitere Parameter, die man regelmässig findet sind zum einen Verlaufsparameter (z.B. Knickfrequenz) oder die Haupotfrequenz. Die Verlaufsparameter wurden niemals eindeutig festgelegt. Die meisten beziehen sich darauf, wo der Ruf einen Knick und damit eine Änderung der Steigungsrate der Frequenz hat (Knickfrequenz). Vor allem wird dies bei Myotis-Rufen angewendet. Die Hauptfrequenz wiederum gibt die dominante Frequenz des Rufs an (größte Energie). Diese muss im Spektrum gemessen werden und macht eigentlich nur Sinn bei qcf und fm-qcf Rufen.

Beispiel der Hauptfrequenz

Sozialrufe

Es gibt Sozialrufe, die wie der Ortungsruf nur aus einem Element (=Ruf) bestehen. Daneben gibt es aber auch Soziallaute, die besser als Gesänge bezeichnet werden. Diese sind aus mehreren Ruf-Elementen zusammengesetzt. Einzelne Sozialrufe ebenso wie die Elemente der Gesänge lassen sich ähnlich wie Ortungsrufe beschreiben. Manche Sozialrufe haben eine variable Anzahl von Elementen. Einzelne Elemente werden wiederholt oder der Sozialruf wird aus ähnlichen Elementen mit veränderten Anteilen je Element zusammengesetzt. Das folgende Sonagramm zeigt einen Gesang der Rauhhautfledermaus. Dieser besteht drei Elementen. Das erste und dritte Element besteht aus mehreren Rufen, dass zweite Element aus einem einzelnen Ruf.

Gesang der Rauhhautfledermaus

Ruf vs. Rufsequenz

Wenn mit digitalen Speichergeräten gearbeitet wird, dann erhält man einzelne Wave oder RAW-Dateien mit einer Aufzeichnung des Mikrofonsignals. Diese beinhalten normalerweise eine Rufsequenz. Das bedeutet, eine Folge von einzelnen Rufen. In Abhängigkeit der verwendeten Technik startet und endet diese mit der Anwesenheit der Fledermaus oder aber hat eine feste Aufzeichnungsdauer. In beiden Fällen spricht man von einer Aufnahme, nicht von Rufen! Häufig wird solch eine Aufnahme auch mit einem Kontakt gleichgesetzt. Dies ist dann korrekt, wenn die Aufzeichnung gekoppelt ist an die Anwesenheit einer Fledermaus, wie zum Beispiel beim batcorder. Ansonsten ist es weiterhin eine Aufnahme, ein Kontakt kann sich dann z.B. auch über mehrere Aufnahmen hinziehen. Bei Geräten, die ab Auslösung für eine lange Zeit (z.B. 60 Sekunden) aufzeichnen, können mehrere Kontakte in einer Aufnahme enthalten sein. Diese Definition ist insbesondere wichtig, da im Vergleich mit anderen Daten nur so eine sinnvolle Basis geschaffen werden kann. So werden zum Beispiel die Daten des BMU-Projektes eben auf batcorder-Kontakten basiert, und andere Techniken sind damit nur bedingt ohne Umrechnung vergleichbar.

- - Kategorien: