Europäische Fledermausrufe - Aufzeichnen und Bestimmen

FM-QCF-Rufe

In Europa gibt es zahlreiche Arten, deren Rufe einen Frequenz-modulierten Start aufweisen und dann in einen quasi konstant-frequenten Abschnitt bis zum Rufende übergehen. Im geschlossenen Flugraum (cluttered space) bleibt der QCF-Teil der Rufe kurz oder wird ausgelassen. Im offenen Luftraum dagegen wird der modulierten Start des Rufs reduziert oder fällt weg (quasi-konstant frequente Rufe / QCF). Diese Ruftypen finden sich bei allen Arten der Gattungen Pipistrellus, Miniopterus, Hypsugo, Vespertilio, Eptesicus und Nyctalus.

Sonagramm von FM-QCF Rufen

Für die Bestimmung im Feld mittels des Mischerdetektors, aber auch bei der Computer-gestützten Analyse von Rufen dieser Arten wird häufig die Endfrequenz bzw. die in der Regel kaum von dieser abweichende Hauptfrequenz herangezogen. Daneben spielen Rhythmus und die Ruffolge (z.B. Plipp-Plopp der Abendsegler) eine wichtige Rolle.

QCF-Frequenzen europäischer Fledermausarten

Überlappungsbereiche der Hauptfrequenzen

Die Frequenzen dieser Arten überlappen jedoch, eine sichere Bestimmung ist nicht immer leicht zu erreichen. Die Grafik zeigt die Hauptfrequenzen, Datengrundlage sind die Referenzrufe von batIdent, ergänzt durch Literaturwerte (Batecho.eu; Obrist et al. 2004; Russo & Jones 2002; Skiba 2009), Überlappungsbereiche sind entsprechend ihrer Häufigkeit bzw. Bestimmungsschwierigkeit hervorgehoben. Eindeutig zu erkennen sind Überlappungen im Bereich zwischen ca. 23 kHz und 29 kHz, zwischen 36 kHz und 42 kHz und im Bereich um 50 kHz. In diesen Frequenzbereichen müssen weitere Parameter herangezogen werden, um eine sichere Bestimmung vorzunehmen. Auch dann ist eine sichere Bestimmung nicht immer möglich. Die folgende Grafik verdeutlicht die Überlappung von Rufen der Arten Eptesicus serotinus, Nyctalus noctula und Nyctalus leisleri. Gezeigt ist die Frequenz kleinster Steigung über der Ruflänge. Es fliessen Rufe der batIdent Referenzrufsammlung ein.

Überlappung von Rufen der Nyctaloiden Gruppe

Tipps für die Bestimmung

Um dennoch eine Bestimmung dieser Arten vorzunehmen, müssen weitere Parameter ausgewertet werden. Liegen in engem zeitlichen Kontext weitere Aufnahmen des Tieres vor, hilft dies in der Regel mehr, als Parameter aus der Aufnahme hinzuzunehmen. Häufig hilft der Rhythmus, aber es ist Vorsicht geboten: Liegen nur wenige Rufe vor oder verhält sich das Tier in der Aufnahmesituation komisch, hilft dieser nicht weiter, sondern verfälscht vielleicht sogar die Bestimmung. Auch unterscheiden sich die Artengruppen in Bezug auf die Wahl geeigneter weiterer Parameter. Bei einigen Aufnahmen wird es auch durch Hinzunahme anderer Parameter dennoch keine sichere Bestimmung geben.

Einzelne typische Rufe

Manchmal können in einer Sequenz einzelne sehr typische Rufe bestimmt werden. So kann dann, mit einer gewissen Restunsicherheit, eine Bestimmung der gesamten Aufnahme getroffen werden. Dies geht besonders gut dann, wenn eine Art besonders typische Rufe äußert, die nicht mit anderen Arten verwechselt werden können. So kann z.B. sehr gut der Große Abendsegler bestimmt werden, auch wenn er kürzere und höher-frequente Rufe in einer Aufnahme nutzt. Die tiefen, langen Rufe erlauben dann die Bestimmung. Wichtig ist es dabei, dass nicht noch ein zweites Tier einer anderen Art aufgezeichnet wurde. Dies erkennt man gut an den Rufabständen:

Folge von kürzer werdenden Nnoc Rufen Nnoc Rufe mit zweiter Art

Aufnahmekontext

Häufig ist es hilfreich, nicht nur einzelne Aufnahmen für die Bestimmung heranzuziehen, sondern auch zeitlich kurz vor oder nach einer schwer bestimmbaren Aufnahme entstandene zu betrachten. So können vor allem Aufnahmen des Abendseglers sehr gut von anderen Arten der Nyctaloiden Gruppe unterschieden werden. Denn nähert sich ein Abendsegler dem Aufnahmestandort im offenen Luftraum, nutzt er zumeist typische Rufe. Erst am Aufnahmestandort verändert er dann seine Ortung, um z.B. das Aufnahmegerät genauer zu betrachten. Natürlich kann nicht ausgeschlossen werden, dass gleichzeitig zwei Tiere unterschiedlicher Arten am selben Standort gejagt haben. Die folgende Tabelle zeigt mehrere Aufnahmen, die innerhalb von 3 Minuten an der selben Stelle entstanden sind. Bis auf eine Ausnahme wurde alles als Ppip bestimmt, die Pmid ist vermutlich nur ein Bestimmungsfehler und auch Ppip:

270513-AASEE_____-00002.raw;27.05.2013 21:16:00;Ppip;100
270513-AASEE_____-00003.raw;27.05.2013 21:16:24;Ppip;77
270513-AASEE_____-00004.raw;27.05.2013 21:17:06;Ppip;77
270513-AASEE_____-00005.raw;27.05.2013 21:17:44;Pmid;82
270513-AASEE_____-00006.raw;27.05.2013 21:17:50;Ppip;100
270513-AASEE_____-00007.raw;27.05.2013 21:18:18;Ppip;87
270513-AASEE_____-00008.raw;27.05.2013 21:19:04;Ppip;98

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