Europäische Fledermausrufe - Aufzeichnen und Bestimmen

Nyctaloide mit bcAdmin besser bestimmen

Die Unterscheidung von Rufen der Artengruppe Nyctaloid, also insbesondere Nyctalus noctula, Nyctalus leisleri und Eptesicus serotinus, ist nicht immer ganz einfach. Vor allem beim Dauermonitoring mit großer Menge an Aufnahmen aus dieser Gruppe, kann man sich kaum alle unsicheren Aufnahmen einzeln ansehen. bcAdmin 3 bietet einige Möglichkeiten, hier dennoch für einen großen Teil der Aufnahmen schnell zu guten Ergebnissen zu gelangen.

Die folgenden zwei Tipps sind bezogen auf bcAdmin, jedoch kann der erste auch mit anderen Programmen realisiert werden.

Die Zweifarbfledermaus ist absichtlich aus der Betrachtung ausgenommen, da diese meines Erachtens nach sehr, sehr schwer bestimmbar ist und an zahlreichen Standorten eher selten und dann nur vereinzelt auftritt.

Artbestimmung und überlappende Ruftypen

Die Artbestimmung anhand von Ortungsrufen galt lange als relativ einfach für die Gattungen Nyctalus und Eptesicus. Es zeigt sich jedoch, dass gerade die Arten Nyctalus noctula, Nyctalus leisleri und Eptesicus serotinus teils vollständig in ihren Rufparametern überlappen. Eine manuelle Unterscheidung anhand von Aufnahmen ist dann häufig sehr schwer oder gar unmöglich, wenn nur wenige Rufe vorliegen. Alle automatischen Verfahren müssen hier statistisch bedingt Fehler produzieren. Manche Ruftypen, z.B. an Randstrukturen oder im cluttered space - also durch viele Störechos definierter Flugraum - lassen sich beinahe nie sicher einer Art zu ordnen.

Schwierig zu bestimmender Ruf Nyctaloid

Nun hat man Tausende Aufnahmen aus dem Dauermonitoring. Für Standorte mit Rufen, die sich manuell vielleicht gerade so noch unterscheiden lassen, möchte man dennoch auf Grund des Zeitaufwands nicht alle Aufnahmen einzeln prüfen. Die automatische Bestimmung wird mit hoher Sicherheit Fehler produziert haben. Dennoch gibt es ein paar einfache Möglichkeiten wie man (mit bcAdmin 3) hier doch noch schnell weiterkommt.

Zeitlicher Kontext

Die Aufnahmen werden sortiert nach der Aufnahmezeit und es werden farblich solche hinterlegt, die innerhalb von 30 Sekunden entstanden sind und daher vermutlich vom selben Individuum stammen. Sind in einem Block einige sicher bestimmte Aufnahmen, dann markiert man den Block und setzt für alle diese Art (das geht mit einem Tastendruck!). Manchmal muss man gegebenenfalls auch eine Sonagramm-Vorschau von mehreren Aufnahmen betrachten, bevor man diesen Schritt durchführen kann.

Natürlich lässt sich solch eine Analyse basierend auf dem zeitlichen Kontext auch ohne bcAdmin 3 durchführen… aber ohne die Liste der Aufnahmen mit der farblichen Markierung sehr viel aufwendiger. Das folgende Bild zeigt die Hervorhebung von Aufnahmen, die jeweils 60 Sekunden oder weniger Abstand zwischen den Aufnahmen haben.

Zeitliche Hervorhebung von Aufnahmen

Frequenzplot

Gerade aber die Aufnahmen, die eben nur auf Gruppen oder Gattungsniveau bestimmt wurden, können nur selten über den zeitlichen Kontext korrigiert werden. Am Ende muss man sonst wieder eine all zu große Menge an Aufnahmen manuell kontrollieren. Das wollte man ja vermeiden. Auch wenn es sehr viele Aufnahmen in einer Nacht sind, gibt es eine einfache Möglichkeit der Kontrolle. An Hand der grafischen Ausgabe der End- oder Hauptfrequenzen aller Rufe im zeitlichen Kontext können Arten häufig noch unterschieden werden, ohne jede Aufnahme und jeden Ruf im Sonagramm zu sehen. Auch zur Kontrolle einer schnellen Arteinteilung eignet sich diese Ausgabe.

Die Funktion von bcAdmin 3 hierfür ist der Frequenzplot (Analyse>Frequenzplot), der je Nacht erstellt werden kann. Hier wird ein ausgewählter Frequenzparamater je Ruf im Nachtverlauf geplottet. Die Punkte können je Art oder Gattung eingefärbt werden.

Frequenzplot Nyctaloider Arten im Nachtverlauf

Für die gezeigte Nacht hatte ich in einer schnell durchgeführten Analyse an Hand zeitlicher Blöcke die Breitflügelfledermaus (22 bis 3 Uhr), den Kleinabendsegler (4-5 Uhr) und einige wenige Aufnahmen des Großen Abendseglers (nach 5 Uhr) bestimmt. Die Grafik zeigt, dass sich eben genau diese Aufnahmen auch im geplotteten Frequenzparameter Fmod unterscheiden lassen. Wenn auch im Falle der beiden Abendsegler-Arten nicht so stark wie diese im Vergleich zur Breitflügelfledermaus.

Insbesondere zur Unterscheidung von Nyctalus noctula, Nyctalus leilseri und Eptescius serotinus finde ich diese Grafik sehr hilfreich. Ist eine ausreichende Menge an Aufnahmen in einer Nacht vorhanden, kann man sehr schnell zeitliche Bereiche identifizieren, in denen eine der genannten Arten aktiv war. Natürlich ist solch eine Analyse nicht so genau wie eine Kontrolle aller einzelner Aufnahmen, dafür geht sie sehr schnell vonstatten. Einzelne so fehlbestimmte Aufnahmen sollten am Ende auch nicht das gesamte Ergebnis deutlich verändern. Sie können daher in der Regel toleriert werden.

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